Warum schneiden?
- Aufbau eines stabilen Traggerüstes, hohem Fruchtbehang und Schneedruck muss standgehalten werden
- früherer Ertragsbeginn (bei sachgemäßem Schnitt)
- höhere Fruchtqualität durch bessere Belichtung
- Schnittmaßnahmen und Ernte werden erleichtert
- langlebigere, leistungsfähigere Bäume
- Ernteschwankungen werden gemildert
Wann schneiden?
Winter
- Januar bis Mitte März
- Kern-, Stein- und Beerenobst
- nicht bei Temperaturen unter -5° C
Sommer
- Kirschen (nach oder zur Ernte)
- Jungbäume, Spaliere, Spindel (Juli – Mitte August)
- Nachschnitt verjüngter Bäume (Juli) „Juniriß“
Vorteile Sommerschnitt:
- Fruchtgröße, Fruchtfärbung besser
- Blütenknospenförderung
- Wachstumsschwächung bei „triebigen“ Bäumen
- bessere Wundheilung
Aufbau eines Obstbaumes
SV = Stammverlängerung
L = Leitäste – 3 (bis 4) Die Leitäste bilden mit der Stammverlängerung das Kronengerüst.
LV = Leitastverlängerung
F = Fruchtäste – tragen das Fruchtholz
Die Unterlagen
… haben Auswirkungen auf:
Wuchsstärke, Standfestigkeit
schwach – mittel – stark
Nur starkwachsende Unterl. ergeben standfeste Bäume
Fruchtgröße in der Regel bringen Sorten auf schwächer wachsenden Unterlagen größere Früchte
Ertragsbeginn
Krankheitsanfälligkeit und Frosthärte
Lebensdauer schwachwachsend – kürzer / starkwachsend – länger
Unterlagentypen
Sämling | Apfel, Birne, Kirsche, Zwetschge, Pfirsich starkwachsend (Hochstamm, Halbstamm) langlebig, standfest |
Apfelunterlagen | M27 => M9 => M26 schwach MM106 => M2, M7 => MM111 mittelstark M25 => M11 => Sämling stark |
Birnenunterlagen | Quitte C => Pyrodwarf => Quitte A schwach Sämling stark |
Kirschenunterlagen | Weiroot => Gi-Sel-A Nr. 3, 5,6 schwach Colt _ Vogelkirsche stark |
Zwetschgenunterlagen | St.Julien mittel Kirschpflaumen (Myrobalanen) stark |
Wuchsgesetze
Schnittgesetze
- starker Rückschnitt – starker Austrieb
- schwacher Rückschnitt – schwacher Austrieb
- ungleicher Rückschnitt – ungleichmäßiger Austrieb
Schnitt-Technik
Rückschnitt
KEINE Zapfen (Huthaken)! Schnitt auf Astring
Weiterleiten auf Seitenast
Absägen starker Äste
Anschließende Wundbehandlung falls nötig.
Erziehungsschnitt
1. Pflanzschnitt
- Leitäste auswählen Abgangswinkel 45°- (90°) Streuung der Äste am Stamm (kein Quirl)
- Konkurrenztrieb und überzählige Triebe entfernen
- Leitäste formieren – Abspreizen oder Aufbinden
- Rückschnitt der Leitäste, um 1/2 – 1/3 auf Knospe
- Da bei einem Schnitt auf ein nach außen gerichtetes
Auge diese Knospe oft unbefriedigend austreibt oder
gar eintrocknet, lieber auf das nächsthöhere, nach
innen oder seitwärts gerichteten Auge anschneiden.
Die gewünschte – äußere – Knospe treibt dann in der
Regel kräftig aus. Auf diesen Austrieb wird dann beim
folgenden (Sommer- oder Winter-) Schnitt
zurückgeschnitten!
(„Schnitt auf Innenauge“)
- Da bei einem Schnitt auf ein nach außen gerichtetes
- Stammverlängerung ca. 20 cm. Länger
- nach innen gerichtete Konkurrenzknospen ausbrechen, bei der Stammverlängerung die nächsten 2 – 3 Augen ausbrechen
2. Schnitt nach dem ersten Standjahr
- evtl. Konkurrenztriebe entfernen (falls keine Knospen ausgebrochen wurden)
- starke, nach innen wachsende Triebe entfernen (können durch Ausbrechen der – nach innen weisenden – Knospen von vornherein verhindert werden!)
- Leitäste formieren
- Rückschnitt der Leitäste und der Stammverlängerung
- Saftwaage bei Leitästen – wenn diese gleichmäßig entwickelt sind! Bei ungleichmäßiger Entwicklung:
stärkeren Leitast weniger –
schwächeren Leitast stärker zurück schneiden!
3. Schnitt bis Ertragsbeginn
- überflüssige Triebe entfernen
- Fruchtäste an den Leitästen anbauen
- Rückschnitt der Leitäste und der Stammverlängerung
- KEINE 2. Leitastserie, Stammverlängerung als Spindel erziehen!
- Fruchtäste nicht anschneiden!
Instandhaltungsschnitt
- Leitäste nicht mehr anschneiden
- Auslichten und Höhenbeschränkung
- Seitenäste den Leitästen unterordnen
- Saftwaage der Leitäste (bei gleichmäßiger Entwicklung!)
- Kronenüberbauung vermeiden!
(Stammverlängerung als Spindel)
Fruchtholzverjüngung
- Abgesenkte Fruchtäste ableiten
Verjüngungsschnitt
- Leitäste und Mitte suchen
- Einkürzen, bzw. auf günstige Verlängerungen weiterleiten
- Auslichten
ACHTUNG:
Durch Schnittmaßnahmen wird die Triebleistung immer angeregt!
Deshalb ist immer eine Nachbehandlung erforderlich!
Werkzeuge für den Obstbaumschnitt
Gartenschere | Zweige bis ca. 1,5 cm |
Astschere | dickere Zweige, Beerensträucher, Ziergehölz |
Bügelsäge | Äste – das Sägeblatt muss verstellbar sein |
Stichsäge | zum Sägen an schwer zugänglichen Stellen |
Hippe | zum Ausschneiden von Krebswunden, Entfernen von dünnen Zweigen |
Bürste | zum Entfernen von Moos, Flechten, Eiablagen von Schädlingen |
Weiteres Material | Pinsel, Spachtel, Wundverschlussmittel, Bindematerial (Sisal, Rebenbindegarn, Kokosstrick) |